Karlsruhe

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Montag, 19. März 2018

Brauchen wir Dieselfahrverbote?

Die Stadt Karlsruhe hat vor wenigen Tagen eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der Bürgermeister Klaus Stapf bekannt gibt, dass vorerst in Karlsruhe keine Fahrverbote geplant sind, weil die Grenzwerte für NOx nicht überschritten werden. In einem Tweet wurde das so kommentiert, dass die Karlsruher wohl Pech haben, weil sie weiter Diesel-Abgase einatmen müssen.
So sieht der Modalsplit für das Jahr 2012 aus - 10 Jahre zuvor lag der MIV-Anteil noch deutlich höher. Es wäre interessant zu wissen, wo die Stadt heute steht. Quelle: Omniphon, Mobilitätsverhalten 2012 Karlsruhe


Brauchen wir Dieselfahrverbote? Ich denke, als direktes Mittel, um die Luft in unseren Städten zu verbessern, eigentlich nicht wirklich. Da gibt es bessere Wege, um das zu erreichen. Als Druckmittel für die Politik in Berlin, in den Ländern und den Kommunen und für die Automobilindustrie aber schon.

Es lohnt sich jedenfalls die Pressemitteilung etwas genauer zu lesen, statt sich nur auf die vermeintlich negative Hauptaussage: Keine Fahrverbote für Karlsruhe! zu stürzen.

Ein wesentlicher Satz zum Verzicht auf Fahrverbote, für den ich Herrn Stapf explizit danken möchte, steht gleich zu Beginn: 'Zu verdanken haben dies die Autofahrer auch denen, die ÖPNV nutzen, Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen.' Mein Vorschlag an die Stadt wäre, diesen Satz (ohne das 'auch' im ersten Halbsatz!) auf Plakate zu drucken und überall in Karlsruhe aufzuhängen, wo es vor allem die Autofahrer lesen können!

Erfreulich ist auch zu hören, dass man sich bewusst zu sein scheint, dass die Einhaltung der Grenzwerte für Stickoxide gerade so erreicht wurde und nun zunächst nur mal gerade seit 2 Jahren. Ich sehe gerade im Bereich rund um das Durlacher Tor, wie durch die schrittweise Aufhebung der Baustellen, der Autoverkehr gefühlt wieder deutlich zunimmt. So kann es schnell vorbei sein mit der elitären Position, die einzige Großstadt in Baden-Württemberg zu sein ohne Grenzwertüberschreitung.

Zustimmen kann ich auch der Aussage, dass es über die Umweltbelastung noch viele andere gute Gründe gibt, nachhaltige Mobilität weiter zu fördern. Nicht 'nur' die Lärmbelästigung für die Menschen in Karlsruhe. Mir würden noch Unfälle mit Verletzten und Toten einfallen oder die enormen Kosten für Bau und Erhalt von Straßen und Parkplätzen, die dafür sprechen den Anteil des motorisierten Individualverkehrs - kurz MIV (ich muss immer aufpassen, dass ich nicht Mief schreibe) in Karlsruhe weiter zu reduzieren. Wichtig darauf hinzuweisen, dass hier Autos mit Elektroantrieb diese Probleme auch nicht reduzieren.

Nicht wirklich glaubhaft scheint mir die Aussage, dass die Einführung der Umweltzonen einen wirklich substantiellen Beitrag geleistet hat. Der NOx Ausstoß der Autos ist deutlich gesunken in den letzten Jahren und dafür gab es dann die grüne Plakette. Inzwischen mussten wir aber ja leider lernen, dass die Einsparungen wohl hauptsächlich auf dem Prüfstand im entsprechenden Zyklus bestehen und deutlich weniger in der Praxis.

Nach den Erhebungen des Modalsplits für Karlsruhe sank der Anteil der Kfz-Nutzung von 2002 bis 2012 von 44% auf 34%. In der gleichen Zeit stieg der Fahrrad-Anteil von 16% auf 25%, das ist vermutlich die wahre Ursache, warum die NOx Belastung in Karlsruhe gesunken ist.

Es wäre also wünschenswert, wenn die Stadt Karlsruhe wieder aktiver würde bei der Förderung des Radverkehrs, als nur jedes Jahr ein paar Fahrradstraßen einzuweihen. Überall in der Welt kann man sich inzwischen Methoden anschauen, wie man die Menge der Autos in der Stadt reduzieren kann. Das etwas unambitionierte Ziel von einer Erhöhung des Fahrradanteils auf 30% bis 2020 kann man auch gleich anheben, denn es würde mich nicht wundern, wenn die Marke nicht schon passiert wäre. Jedenfalls würde ich mich sehr darüber freuen, wenn die Lücke zu Grenzwerten bei der Luftbelastung immer größer würde durch eine intensivere Förderung des Radverkehrs und damit das Urteil zu den Fahrverboten gar nicht greifen würde.

Dazu noch am Schluss ein paar Hinweise an Autofahrer, was sie dazu beitragen können, um Fahrverbote hier in Karlsruhe und anderswo zu vermeiden:
- Fahrt nicht jede blöde Strecke mit dem Auto - bis zu 5 km ist es mit dem Rad eh schneller
- Anhalten, wenn das Handy klingelt, ist keine schlechte Idee - aber dann doch bitte auch den Motor ausmachen!
- langsamer und vorausschauender fahren. Ein bisschen mitdenken!

Das alles erspart uns allen Dreck und Gestank, euch spart es auch noch einiges an Geld. 
It's the environment, stupid!

2 Kommentare:

  1. Eine Möglichkeit den Dreck in der Luft deutlich zu reduzieren, wäre die Beseitigung des Parkplatz-Suchverkehrs.

    Das wäre durchaus möglich, wenn die Stadt das wollte: Einfach *alle Parkplätze in der City aufheben*!
    Wo kein Parken möglich, da kein Suchverkehr. Für die, die wirklich mit dem Auto in die Stadt müssen gibt's alle 100 m Tiefgaragen oder Parkhäuser.

    Die gewonnnene Fläche sollte den Fußgängern für anständige Wege und - wo ausreichend Platz - den angrenzenden Geschäften für ansprechende Außenbewirtschaftung und Verkaufsfläche zur Verfügung stehen. Wo sinnvoll auch für Radwege, aber soweit überhaupt Straßen im Innenstadtbereich ausgewiesen bleiben, sollten das verkehrsberuhigte oder Tempo-30-Zonen oder Fahrradstraßen sein, wo Räder gleichberechtigt oder vorrangig sind.

    In den Parkhäusern und teilweise bei den Geschäften selbst gibt es völlig ausreichend Parkmöglichkeiten für die, die mit dem PKW nach Karlsruhe rein fahren. Und die Geschäfte können für Park'n'Ride-Kunden ÖPNV-Karten ersetzen, wie sie es derzeit ja schon oft für die Parkgebühren von Kraftfahrern machen.

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  2. Da gibt es nur wenig hinzuzufügen. Ich denke als manchmal, dass anstelle der Parkhäuser doch auch Wohnraum geschaffen werden könnte, aber vermutlich ist das Vermieten von Autoabstellplätzen lukrativer.

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